Leonberg - Samariterstift

Lithopunktur Projekt Leonberg - Samariterstift, Seestr. 74

"Die Würde des Menschen..."

In einem LandArt-Projekt mit dem Verein Kunst-Sinn-Natur entstanden im Sommer 2017 am Samariterstift in Leonberg drei Steinstelen in der Freifläche zwischen den Gebäuden. Es entstanden aus Sandstein Flachreliefs, welche als Thema die Würde des Menschen ausdrücken.

Am Samariterstift befand sich zum Ende des Krieges 1944-45 das "Neue Lager" des ehemaligen Außenlagers zum Alten Engelbergtunnel. Im Autobahntunnel mußten Zwangsarbeiter in der Produktionsstätte der Firma Messerschmitt  Flugzeugtragflächen unter unsäglichen Arbeitsbedingungen herstellen.

In der Seestraße steht hier seit langem ein christlich geprägtes Altenheim. Der Ort trug einst das Leid der Häftlinge, nun überwiegen soziale und pflegende Aspekte. So läßt sich hier die Menschlichkeit in ihrer Verwandlungskraft erleben.

Die Reliefs werden aus der Wahrnehmung des Standortes entworfen, dies ist Teil dieses LandArt-Projektes. Die Formen entstanden aus dem Erspüren des Ortes in seiner Vergangenheit, ebenso wie seiner Zukunft. Wir spürten dabei dem Thema der Menschenwürde nach.

Aus der Wahrnehmung entstanden mandalaartige Entwürfe, die zu einem Zeichen zusammengezogen und in Stein gehauen wurden. Schließlich stellen wir die Stelen am Samarietstift auf. Die Stelen laden den Betrachter dazu ein der Würde des Menschen gerade an diesem Ort nachzuspüren.

 


Stein 1

„Würde des Lebens“
Für den Alten Engelbergtunnel

Dieser Stein steht für den Alten Engelbergtunnel (KZ Dokumentationszentrum am Alten Engelbergtunnel).

Der Reichsautobahntunnel wurde vom Frühjahr 1944 zur Produktionsstätte der Firma Messerschmitt umgestaltet. 5000 Häftlinge aus 24 Nationen stellten dort unter unsäglichen Arbeitsbedingungen Flügel für die Me 262 her. Kurz vor Kriegsende im April 1945 wurden die Häftlinge auf Todesmärsche geschickt. 

Das Zeichen trägt im unteren Bereich die Rundungen des Engelbergtunnels aus denen verwandelte Flügel wachsen und letztlich ein Kreuz formen.

Noch immer zu hören der Lärm der Arbeit, zu spüren das Leid. In der Dunkelheit der Tunnel so fern der Heimat - der Tag wird zur Nacht, das Menschliche vergeht Tag für Tag, Nacht für Nacht. Doch je mehr die Würde schwindet wächst jenseits des Lebens der Geistessphären-Heimat.


Stein 2

„Ehrfurcht vor dem Leben“
Für das "Neue Lager", heute Seestr. 74, Samariterstift

Auf dem Gelände des heutigen Samariterstifts befand sich das „Neue Lager“, aus drei Baracken, bestehend aus zweistöckigen Massivbauten mit Flachdach. Im Altbau des Gebäudes Seestraße 74 sind Teile der ursprünglichen Bausubstanz erhalten geblieben.
In der Mitte des Lagers befand sich der Appellplatz, in etwa die heutige Freifläche.
Inzwischen sind die Gebäude abgerissen und durch Wohngebäude ersetzt worden.

Das Kosmogramm ist ein Rosenkreuz, um den Toten des Lagers ihre Würde zurück zugeben.

 

Stein 3

„Essenz des Lebens“

Der dritte Stein ist zum Blosenberg gerichtet. Hier befand sich das Massengrab des Leonberger KZ. Daran erinnert ein auf Anordnung der Militärregierung errichtetes Kreuz.
1953 wurden die Gebeine von 373 KZ-Häftlingen exhumiert und zum größeren Teil in das Sammelgrab auf dem Friedhof Seestraße umgebettet. 36 Tote wurden zurück in ihre Heimat nach Frankreich und den Niederlanden gebracht.

Das Relief des Steins trägt eine Vertiefung in der Mitte wie ein Kristall, für die Essenz des unvergänglichen Lebens, aus der es sich immer wieder neu im Irdischen wie im Geistigen entfaltet.

 

Fotos: Hermann Strotmann, Samariterstift Leonberg